Freitag, 15. September 2017

#Charaktersofseptember (Fragen 10 - 15)

L: „Guten Morgen, Mathias!“

M: „Guten Morgen. Können wir gleich anfangen?“

L: „Natürlich. Warum so eilig?“

M: „Mister Neugier kommt gleich zurück, und ich möchte die erste Frage lieber beantwortet haben, bevor er da ist.“

L: „So schlimm?“

M: „Schlimmer. Seit du das letzte Mal hier warst, fragt er mich dauernd, was ich für Geheimnisse vor ihm habe. Es nervt langsam.“

L: „Verstanden. Dann schnell. Hast du ein Geheimnis, von dem niemand etwas weiß?“

M: „Nicht im Sinne von, ich habe mal einen Lutscher geklaut oder sowas. Es ist eher ... ich denke in letzter Zeit, und gerade nach der Eheöffnung schon daran, ob wir es nicht offiziell machen sollten. Ich traue mich aber nicht, das Thema anzusprechen. Wir sind im Grunde beide nicht die Typen dafür. Trotzdem wäre es schön, verstehtst du? Ich sage ja schon hin und wieder aus Versehen, mein Mann statt mein Partner. Das ist er auch, also mein Mann, aber eben nicht vor dem Gesetz.“

L: „Oh, wow! Das finde ich toll! Hast du denn vor mit ihm darüber zu reden? Oder willst du das komplett für dich behalten?“

M: „Spätestens, wenn er dein Interview liest, weiß er es eh und dann werde ich ja merken, wie er reagiert.“

L: „Auch wieder wahr. Berichtest du uns dann das nächste Mal davon?“

M: „Wir werden sehen. Mach erstmal weiter.“

L: „In welche Gesellschaftsschicht bist du hinein geboren worden?“

M: „Mittelstand. Mein Vater ging immer Vollzeit arbeiten. Er ist Abteilungsleiter in einem Matellverarbeitenden betrieb. Im Sauerland, wo ich geboren und aufgewachsen bin, hat die Lampenindustrie ihren Hotspot, wenn man so will. Er hat noch Gürtler gelernt damals, ein inzwischen fast ausgestorbener Beruf. Jetzt ist er für die Qualitätskontrolle zuständig. Meine Mutter arbeitet halbtags als Bürokraft bei einem Steuerberater. Wir haben ein Haus und mir hat es an nichts gefehlt, aber reich sind wir auch nicht.“ (lacht)

L: „Wie groß ist denn deine Familie?“

M: „Nicht so groß. Der engste Kern sind meine Eltern und ich. Ich bin Einzelkind. Dann gibt es noch meine Oma mütterlicherseits und eine Tante. Cousinen oder Cousins habe ich nicht.“

L: „Was bedeutet dir denn deine Familie? Habt ihr engen Kontakt?“

M: „Meine Familie bedeutet mir alles. Sogar so viel, dass ich damals unter anderem wegen ihnen nach Hamburg gegangen bin. Ich hatte das Gefühl, dass sie zwar hingenommen hatten, dass ich, als ihr einziger Sohn schwul bin, es aber nicht akzeptiert hatten. Ich wollte nicht, dass sie irgendwann aufwachen und merken, dass ich wirklich keine Frau mit nach Hause bringen werde und anfangen, mich dafür zu hassen. Im nachhinein, total bescheuert. Aber gerade nach der Geschichte mit Martin, war die Belastung zu diesem Thema für meine Eltern auch sehr hoch. Wir brauchten alle etwas Luft zum Atmen. Sie, um nicht immer und überall ihren Sohn verteidigen zu müssen, und ich, um ich selbst sein zu können. Mich nicht mehr zurückhalten zu müssen.“

L: „Wer war denn deine Bezugsperson für dich. Als Kind.“

M: „Das war wohl meine Mutter. Schon alleine, weil sie diejenige war, die immer zu Hause gewesen ist, wenn ich mit aufgeschlagenen Knien kam. Oder weil sie es war, dir mir gesagt hat, ich hätte im Sommer bitte grundsätzlich durch den Keller rein zu kommen, damit sie nicht einen ganzen Sandkasten im Haus verteilt hätte.“ (grinst verschmitzt)

L: „Wirklich? Also hattest du anscheindend eine wirklich glückliche Kindheit.“

M: „Ja, das hatte ich. Ich könnte mir keine bessere vorstellen. Wir haben den See, Wald und Felder hier. Was kann es für Jungs besseres geben?“

L: „Nicht viel, das stimmt schon. Was war denn deine glücklichste Kindheitserinnerung?“

M: „Das ist schwer. Ich glaube das war, als ich in einer Ferienfreizeit war. Drei Wochen an der Ostsee mit meinen Freunden. Und dann, eines morgens, standen meine Eltern plötzlich vor dem Haus um mich abzuholen. Sie wollten mich überraschen. Ich habe mich dann von den anderen Verabschiedet, als sie in den Bus gestiegen sind und bin mit meinen Eltern weiter gefahren. Wir haben uns zwei Wochen lang quer durch Deutschland treiben lassen. Hamburg, Bremen, Berlin, Leipzig, Dresden, Frankfurt, Nürnberg, Stuttgart, München – eben alle großen Städte. Es war toll!“

L: „Das kann ich mir vorstellen. Hast du dich deshalb damals für Hamburg entschieden?“

M: „Unbewusst vielleicht. Aber ich habe nicht nach Stellen explizit in Hamburg gesucht, falls du das meinst.“

F: (aus dem off) „Bin wieder da!“

M: „Wir sind hier, im Wohnzimmer.“

F: „Hallo ihr zwei? Habt ihr schon angefangen?“

L: „Wir sind sogar für heute schon fertig! Ich lasse euch zwei jetzt auch alleine. Ich muss da noch was erledigen. Mathias, vielen Dank für deinen Antworten. Wir sehen uns bald?“

M: „Ja, tun wir. Nächstes Mal kann ich ja wieder zu dir kommen. Du hast im Moment den Hund wieder da, hab ich gesehen. Den will ich besuchen.“

L: (ich muss Lachen) „Du stalkst mein Instagram?“

M: „Aber sicher! Also, nächstes Mal bei dir?“

L: „Nächstes Mal bei mir. Bis die Tage!“